Meine Eindrücke zum München Konzert:
Einen Tag nach meinem Geburtstag den Boss in meiner Heimatstadt sehen zu dürfen, welch ein Privileg. Umso schöner, dass das Wetter an diesem Tag ein Einsehen hatte und sich von der besten Open Air Seite zeigte. Zudem finde ich die Olympia-Anlage nach wie vor fantastisch. Auch wenn die Organisation an einigen Stellen leider nicht optimal war.
Wir (Kumpel & Bruder) hatten Karten für den Innenraum und waren bereits einige Zeit vor dem Einlass da, so dass wir um 17:00 Uhr ins Stadion kamen und uns mittig vier, fünf Reihen hinter dem Graben zum Front of Stage Bereich platzieren konnten. Der Sound war bei uns durchgängig gut.
Bruce und die Band enterten die Bühne, für einige Zuschauer wohl überraschend, bereits um 19:15 Uhr und legten mit „Prove it all night“ los. Wunderbares Gitarrenintro von Bruce, welches mich von der Herangehensweise an Neil Young erinnerte. Erst mal zwei Minuten auf der Klampfe arbeiten, bis 95 % des Publikums verstehen in welche Richtung es geht, können sich nicht viele erlauben. Danach ging es Schlag auf Schlag und Bruce knallte durch einen Song nach dem Nächsten. Ich glaube, Max konnte nach rund 45 Minuten die Sticks zum ersten Mal zur Seiten legen. Insbesondere das Zusammenspiel mit Steve war zu Beginn aufgrund der Songauswahl sehr ausgeprägt. Die Spiellaune war sehr gut, auch wenn Bruce nicht viel plauderte, sondern schnell durchs Set pflügte, was eventuell auch an seiner „laufenden Nase“ lag. Allerdings hat Bruce schon auf den letzten Tourneen die Ansagen deutlich zurückgefahren. Über „You can look (but you better not touch)“ habe ich mich sehr gefreut. Einfach ein Fun-Rock’n’Roller! Love it! Danach wurde das Set konzentrierter und ernster. Das Doppelpack „Death to my hometown“ und „My hometown“ funktionierte sehr gut. Häufig merkt man ja erst, welche Qualität Songs haben, wenn sie „ihre“ Album-Tour überstanden haben – so wie bei „Death to my hometown“. Weitere Highlights waren dann das bereits genannte „My Hometown“ und „Youngstown“. Zudem wurde vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse in den USA „41 Shots (American Skin)“ ungeheuer intensiv vorgetragen – ganz tolle Version. Allerdings agierte das Publikum bei diesen Nummern recht zurückhaltend und konnte erst mit „Working on the highway“ und „Darlington County“ wieder zurück ins Boot geholt werden. Mein persönliches Highlight kam dann ganz zum Schluss. Alleine mit Akustik-Gitarre und Mundharmonika bot er „For you“ in einer grandiosen Version dar und sorgte im Partykessel Olympiastadion innerhalb weniger Augenblicke für eine aufmerksame Stille, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können, da alle Zuschauer an seinen Lippen und Fingern hingen. Grandios! Besonders schön für mich, weil ich „For you“ zuvor noch nicht live erleben durfte und meinte auf der Leinwand auf der Setlist „This hard land“ erkannt zu haben, welches ich schon in Kilkenny genießen durfte. So war die Überraschung natürlich umso größer.
Insgesamt hat ein leicht erkälteter Bruce mit der E Street Band mir wieder einen brillanten Konzertabend beschert. Nach knapp drei Jahren Bruce-Live-Abstinenz habe ich mich einfach gefreut 3:15 Stunden Live-Energie miterleben zu dürfen. Sicherlich hätte ich mich über mehr River-Songs (Cadillac Ranch, Point Blank, etc.) gefreut und es gab auch im Ablauf einige Gemeinsamkeiten zur Wrecking Ball Tour (Zugaben, etc.), aber wir reden hier von über drei Stunden Spieldauer und für mich persönlich von sieben Live-Debüts. Ich kann Bruce zudem auch verstehen, dass er jetzt noch eine Tour mit der Band eingeschoben hat, weil man beispielsweise bei Steve das Alter schon deutlicher sieht, als noch vor drei Jahren. Die „For You“ Darbietung am Ende des Konzertes war für mich der Wink in Richtung naher musikalischer Zukunft von Bruce. Zum einen soll das Solo-Album ja tatsächlich fertiggestellt auf die Veröffentlichung warten, zum anderen würde ich mich persönlich über ein intimeres, akustisch gehaltenes Album mit anschließender Tour von Bruce freuen.