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 Betreff des Beitrags: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 07.01.2017 20:34 
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Hmm, normalerweise gibt es um diese Zeit schon diesen Thread. Naja, eröffne ich ihn halt. In diesem Jahre gibt es von mir aber keine Top 40 sondern nur eine Top 30, da ich nebenbei recht viel Klassik gehört habe und damit nur auf 30 empfehlenswerte sonstige Alben kam. Dort gibt es dann gleich einen ungewöhnlichen Einstieg auf den Plätzen 1 und 2. Also, los geht's! Wie immer freue ich mich, wenn sich der eine oder die andere durch die liste inspirieren lässt:

1. Reinhard Mey – Mr. Lee
Es ist eine Phase von Reinhard Mey, in welcher er seine besten Alben herausbringt – trotz seines jüngsten schweren Verlustes seines Sohnes. Die Instrumentierung wurde (erneut) deutlich zurückgenommen, die Lieder sind allesamt eher poetisch und leise. Die lustigen Songs fehlen – doch fehlen sie wirklich? Nein! Denn Reinhard Mey hat immer noch viel zu erzählen. Und wer bei dem Eröffnungslied nicht dahin schmilzt, dem ist nicht zu helfen – und bei „So lange schon“ keine Träne zu vergießen (oder wie ein Schlosshund zu heulen) ist praktisch nicht möglich. Kaum einer kann so unmittelbar Gefühle wecken, wie Reinhard Mey es kann. Und er packt mich immer wieder. Erst als Kind in den späten 70ern und frühen 80ern, im Übergang zwischen Teen und Twen in den frühen 90ern, dann mit der Geburt unseres ersten Kindes und aktuell erneut. Irgendwie verlässt er mich nie. Und dass unsere Älteste (ohne jeden Druck von meiner Seite) nun auch infiziert ist, freut mich umso mehr.

2. Felix Meyer & Project île – Fasst Euch ein Herz
Komisch, eigentlich reagiere ich auf Amazon-Empfehlungen nicht. Entweder habe ich die CDs schon oder sie interessieren mich nicht. Warum ich mich ausgerechnet hier angesprochen gefühlt habe, weiß ich nicht. Auf jeden Fall habe ich die CD gekauft. Wow, was für ein großartiges und frisches deutsches Album. Großartige Texte gute Melodien. Tolle Arrangements. Die deutsche Singer-Songwriter-Szene ist nicht tot und schon gar nicht so beschränkt, wie die aktuellen Radioreißer mit einer Grammatik zum Davonlaufen, einem Sprachmelodieverständnis eines Nacktmulls und glattgebügelten Lulli-Melodien. Das hier ist anders und geradezu großartig!

3. Jamestown Revival – The Education of a Wandering Man
Die Gefahr war groß: Das (superbe) Vorgängeralbum, aufgenommen als LoFi-Produktion in einer Hütte mit viel Geknarze und eigenem Equipment, zog die Aufmerksamkeit von Universal auf sich. Beim Sublabel Republic kam es zu einem ReRelease, wobei einige Songs von Brendan O’Brien „veredelt“ werden sollten. Muss ich mehr sagen? Zum Glück habe ich noch das unbehauene Original! Beim neuen Album habe ich gezittert… Erneut erschien es bei Republic, produziert ist es aber wieder in Eigenregie mir Ryan Lipman, der auch bei „Utah“ beteiligt war. Zwar ist es natürlich nicht mehr so semiprofessionell wieder der Vorgänger, aber immer noch weit entfernt von „glattgebügelt“. Und so leben Jamestown Revival erneut ihr Americana zwischen den Eagles und Lincoln Durham aus. Großartige Harmoniegesänge mit Überraschungseffekten, zupackende Songs. Das Americana-Album des Jahres (mal wieder)!

4. Joanne Shaw Taylor – Wild
Wow, wow, wow. Ich mochte Joanne Shaw Taylor seit ihrem Debut. Kein Album war schlecht. Doch was die Lady jetzt abgeliefert hat, ist der Hammer. Deutlich abwechslungsreicher als zuletzt (einige Nörgler mögen bemängeln, dass sie sich etwas weiter vom Blues-Rock früherer Tage verabschiedet hat) mit klarem Ziel und großartigem Gesang und Gitarrenspiel. Dazu gesellen sich für Shaw Taylor durchaus ungewöhnliche Songstrukturen, was das Hören nie langweilig werden lässt. Auch die Idee, verstärkt (beinahe altmodische) Backing Vocals und mitunter eine ganze Bläser-Combo einzusetzen ist großartig. Neben ihrem Debut mein Favorit!

5. Stoppok – Operation 17
Das 17. Studio-Album (wenn man das 2015er Werk „Solo“, seine Soundtracks und Nebenprojekte nicht mitzählt) des Mannes, der sich schlicht jedem Zeitgeist entgegensetzt und so schlicht zeitlos bleibt. Stoppok hat immer noch viel zu erzählen. Seine Stimme bleibt unverwechselbar. Seine Musik, die sich neben allem Rock stets dem Folk und anderen Stilen bediente ist erneut nahe am Perfekten. Hoffentlich geht dieser Mann nie in Rente – mit 60 nähert er sich immerhin dem Eintrittsalter…!

6. Tedeschi Trucks Band – Let me get by
Das dritte Studioalbum wartet mit neuen Überraschungen auf. Hatte die Band zuletzt bereits ein großartiges Album auf den Markt gebracht, sprengen sie nun alle Grenzen. Genreschubladen zählen noch weniger: Jazz, Funk, Soul, Gospel, Blues, Rock – alles drin, teils vermengt, teils dominant. Jedes Instrument formt die Songs. Susan Tedeschis Stimme wirkt noch runder, passender, einfach wandlungsfähiger. Perfekt!

7. Jeff Healey – Heal My Soul
Aufgenommen nach dem “Cover to Cover”-Album, welches trotz Grammy-Nominierung zu einem echten Schwachpunkt in Healeys Schaffen zählt, machte sich Jeff Healey an neues eigenes Material. Einiges wurde auf „Get Me Some“, einem auch nicht duchgängig überzeugenden Album veröffentlicht. Warum aber das Material dieser CD bislang nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, ist mir nicht begreiflich zu machen. Hier hört man die JHB mit einer echten Weiterentwicklung. Sicheres Songwriting paart sich mit Healeys Gitarre, die er selten besser und songdienlicher eingesetzt hat. Welche eine Schande, wenn dieses Album versumpft wäre! Es macht noch einmal deutlich, welch einen großartigen Musiker die Welt verloren hat.

8. Fantastic Negrito – The Last Days of Oakland
Einen ersten Erfolg errang Xavier Dphrepaulezz unter seinem „Band“namen mit dem Titelsong zur Amazon-Serie „Hand of God“. Nun also sein neues Album. Was mit tiefsten Bässen startet, lässt sich musikalisch nicht wirklich einordnen. Beeinflusst von allen Stilen der Black Music (Funk, Blues, Soul, Rap, etc.) findes Dphrepaulezz einen ganz eigenen Weg. Aufhorchen lässt er immer wieder. Als er dann noch Leadbellys Version von „In the Pines“ (bei Leadbelly „Black Girl“, bei Nirvana, die sich auch bei dieser Version bedienten „Where did you sleep last night?“) in einer unglaublichen Version präsentierte, hatte er mich. Ein höchst spannendes, äußerst abwechslungsreiches Album, welches dem Zuhörer durchaus einige Konzentration abverlangt. Es lohnt sich!

9. Gov’t Mule – The Tel-Star Sessions
Warren Haynes und Allen Woody hatten bei den Allman Brothers frei und gründeten mit Matt Abts ein Seitenprojekt. So weit so gut. Die ersten Aufnahmen wurden zunächst beiseite gelegt und man schrieb zum Großteil neues Material, was dann auf dem Debut veröffentlicht werden sollte. So weit so gut. Jetzt hat man die alten Aufnahmen doch frei gegeben. Sie sind nicht perfekt produziert – eher weit davon entfernt. Aber sie leben! Und wie! Direkt, schnörkellos, roh und einfach großartig. Interessant übrigens, wenn man daneben die später dann doch veröffentlichten Versionen hört, z.B. Blind Man in the Dark.

10. Timo Gross – Heavy Soul
Bluesrock aus deutschen Landen von einem, der Werbejingles schrieb und in der Schlagerszene tourte. Vergessen ist die Vergangenheit, denn Gross spielt nicht nur eine verdammt heiße Gitarre, seine Reibeisenstimme macht ihn zugleich unverwechselbar. So hat er sich einen der vorderen Plätze in der deutschen Blues- und Bluesrockszene ergattert. Dass er dazu noch hervorragende Songs schreibt, ist sicherlich nicht hinderlich.

11. Seasick Steve – Keepin‘ the horse between me and the ground
Seasick Steve macht wieder sein Ding, sein eigenes Ding, wie nur er es kann. (Noch) spartanischer als bisher geht er zu Werke. Meist gibt es eine seiner E-Gitarren (also dieser selbstgebastelten seltsamen Gebilde) oder sogar nur seinen Diddley Bow und Dan Magnussens Schlagzeug. Direkt, alles andere als glatt produziert gibt sich Steve Wold seinem bluesinfizierten Roots-Cocktail hin. Schnitt – CD 2 einlegen – Lagerfeuerromantik an: Als Bonus bietet Seasick Steve dann plötzlich ein Akustik-Album, ebenfalls spartanisch (meist lediglich akustische Gitarre und Stimme), aber mit einer ganz anderen Stimmung. Einzigartiger Typ!

12. Joe Bonamassa – Blues of Desperation
Seit dem vorangegangenen Album teilt sich Bonamassa die Songwriter-Credits mit verschiedenen anderen großartigen Songwritern (insbes. James House und Tom Hambridge). Das tut seiner Musik ungemein gut. Nicht dass Bonamassa vorher schlecht komponiert hätte. In der Partnerschaft scheint er sich aber erst so richtig zu entfalten. Sein Gitarrenspiel bleibt außerordentlich und – nicht unbedingt selbstverständlich – stets songdienlich. Respekt!

13. John Doe – The Westener
Angefangen hat er als Punkrocker bei “X”. Und jetzt? Seit den 90er zog es ihn in die Americana/Alt.Country/Singer-Songwriter-Ecke. Und haut er jetzt einen Knaller raus. Natürlich ist bei John Doe nichts glattgebügelt. Da darf auch mal etwas übersteuert sein. Gerade das macht den Reiz aus. Wenn dann noch derartig gute Songs herauskommen, ist es umso besser. Dass Debbie Harry ihn bei einem Song unterstützt geht dabei fast unter.

14. Lincoln Durham – SNOITALEVER of a mind unraveling
Ein rückwärts geschriebener CD-Titel lässt bereits an der schrägen Musik von Durham schnuppern. Spartanisch arangiert, morbide und druckvoll, das ist Lincolm Durham. Von CD zu CD verfolgt er sein Konzept immer deutlicher. Einzuordnen ist er kaum. Etwas Blues, etwas Rock und viel Verschrobenes mit einer großartig direkten Produktion. Super!

15. Chris Robinson Brotherhood – Any way you leave, we know how you feel
Chris Robinson geht seinen eigenen Weg – mit neuem Drummer und ohne festen Bandbassisten (auf der CD: Ted Pecchio). Begeitet wir er insbesondere weiterhinvon Neal Casal, lässt sich nicht beirren und spielt einfach die Musik, die ihm in den Sinn kommt. Viel Jam Rock, leichter Psych-Einschlag, West-Coast-Gesang und irgendwie lockerer als beim letzten Mal, was sicherlich dem Drumming von Neuzugang Tom Leone geschuldet ist. Spannend geht er freilich weiterhin zu Werke. Mehrmaliges Hören ist Pflicht, um auch nur ansatzweise hinter Robinsons vielschichtigen Mix zu dringen. Super!

16. Hard Working Americans – Rest in Chaos
Als Supergroup gestartet, war abzuwarten, was die Zukunft bringt. Nun hat man sich personell um Jesse Aycock verstärkt, ist dem Americana-Jam-Rpck aber treu geblieben. Gut, der Einstiegssong war dann doch radiotaugliches AOR. Dass das Album, welches nun erstmals im Wesentlichen auf eigene Songs vertraut (lediglich eine Fremdkomposition von Guy Clark, der dann auch gleich mitspielt), diesen Einstieg nicht sonderlich nachhaltig prägt, ist gut. Das zweite Studiowerk kann also die Arbeit des Vorgängers erfolgreich weiterführen.

17. Markus Rill & the Troublemakers – Dream Anyway
Markus Rill begleite ich mittlerweile seit deutlich mehr als 10 Jahren. Ganz oben war er kaum einmal (mit Ausnahme seines großartigen Albums „The Price of Sin“). Aber er ist beständig. Mit jedem Album verfolgt er seinen Weg, liefert gutes bis sehr gutes Songwriting ab und achtet auf eine gute Band-Arbeit. Aktuell hat er es wieder zu einem höchst amerikanischen deutschen Album geschafft. Authentisch spielt er sein Americana und stets (im besten Sinne) angenehm.

18. Whiskey Myers – Mud
Hey, Bon-Jovi-Fans! Aufgepasst! Sänger Cody Cannon kann verdammt nach Jon Bon Jovi klingen („Mud“). Aber Vorsicht. Hier gibt es echte Musik: Schmutzigen, harten Southern Rock mit ungebremster Spielfreude und Texten aus dem Leben eines Southerners. In jedem Fall haben sich Whiskey Myers erheblich weiter entwickelt und liefern ein echtes Brett ab.

19. Blues Pills – Lady in Gold
Nein, keine Sorge. Auch wenn zahlreiche Musikmagazine den ultimativen Stilwechsel in Richtung Soul angekündigt haben, bleibt der Vintage-Rock ganz stark songprägend. Es bleibt hart, aber jetzt mit einer größeren Varianz, mehr Mut und auch größerer Zuwendung zu Melodien. Mir gefällt es sogar noch besser, als der schon tolle Erstling. Und wer sich die Deluxe-Edition zulegt, bekommt sogar noch eine CD mit einem Liveauftritt (9 Songs) ohne Titelüberschneidungen (alle Titel sind aber zumindest von der Deluxe-Edition des Erstlings bekannt, wenngleich hier in einem deutlich besser aufgefangenen Auftritt konserviert).

20. Darrell Scott – Couchville Sessions
Darrell Scott wirkt, wenn man ihn auf Bildern sieht, wie der nette Kerl von nebenan. So wundert es nicht, dass der Titel seiner CD ein wohliges Gefühl hinterlässt. Das Gleiche gilt freilich für seine von akustischen Gitarren durchtränkte Singer/Songwriter-Musik, hier veredelt von Bill Payne (Little Feat). Gemütlich und doch nie langweilig, sicher recht ruhig und entspannt, aber immer wieder schön zu hören, dass es auch noch solche Musik gibt (Auch wenn ein Song derartig dreist von Dylan geklaut ist, dass es scheppert…).

21. The Temperance Movement – White Bear
The Temperance Movement sind deutlich im 70er-Rock verwurzelt, vielleicht mit leichter Schlagseite zum Heavy Blues, im wesentlichen jedoch straight und ohne großes Brimborium. Auffällig ist jedoch, dass man nicht stumpf Bands wie Led Zeppelin, Deep Purple oder sonstige Ikonen kopiert sondern einen eigenen Weg einschlägt. So hält jeder Song Überraschungen bereit und man horcht vermehrt auf. Auch wenn runde 36 Minuten heutzutage für ein komplettes Album unterdimensioniert erscheinen: Hierdurch bleibt das Album gerade kompakt und knackig.

22. Eric Bibb and North Country Far with Danny Thompson – Happiest man in the world
Eric Bibb ist auch so einer, der keine schlechten Alben kennt. Dieses hier ist erneut ganz groß: Ruhiger Folk-Country-Blues, akustisch eingespielt in einem hervorragend transparentem Sound mit einer einzigartigen Band. Die Songs sind erneut ganz groß. Hinsetzen, zuhören, träumen!

23. Cold Truth – Grindstone
Nein, sie erfinden die Welt nicht neu, nicht einmal die Welt des Hard- und Classic Rock, aber sie hauen rein. Dabei kommt das Ganze nicht etwa plump daher sondern mit durchaus ausgefeilten Soli. Die Besetzung ist klassisch: 2 Gitarren, Bass, Schlagzeug und Vocals.

24. The Tragically Hip – Man Machine Poem
Dieses Album wird vermutlich das letzte Studioalbum dieser großartigen kanadischen Band sein. Gordon Downie, Sänger und Mastermind, ist schwer erkrankt; eine Heilung wird als ausgeschlossen erachtet. Trotzdem oder gerade deshalb hat die Band noch ein Album veröffentlicht und verabschiedete sich auf einer Tour. Tatsächlich finden TTH zu einer Stärke zurück, die sich im letzten Album angedeutet hat und hier einen Höhepunkt erreicht, was das Album gegenüber den großartigen Werken „Road Apples“, „Fully Completely“ und „Day For Night“ gleichwertig erscheinen lässt. Ein mehr als würdiger Abschied!

25. Henrik Freischlader Trio – Openness
Nunja, seine Pause hat nicht so lange angedauert, wie befürchtet. Zurück kommt Freischlader reduziert, nämlich mit seinem neuen Trio – in klassischer Besetzung mit Gitarre, Drums und Bass. Es mag auf den ersten Blick wie eine Rückbesinnung erscheinen, doch auch bei seiner ersten Henrik Freischlader Band gesellte sich zu dem eigentlichen Trio vielfach ein Tasteninstrument. Das lässt er hier konsequent weg und wirkt dadurch direkter, zupackender. Ein Henrik Freischlader, der gefällt (allerdings sollte man bei den Texten nicht allzu genau hinhören. Wie oft man im Blues als Songbeginn schon gehört hat, dass der Protagonist an diesem Morgen aufgewacht ist, mag ich nicht zu zählen…).

26. Brian Fallon – Painkillers
Natürlich steckt viel 80er-Jahre-Springsteen in diesen Songs. Auch sind sie nicht mit den Gaslight-Anthem-Songs (gerade den früheren) in einen Topf zu werfen. Und dennoch entfalten Sie ein durchaus angenehmes Eigenleben. Hörenswert!

27. Colvin & Earle – Colvin & Earle
Zum Glück verfolgt Steve Earle seine Blues-Ambitionen nicht weiter. Es war dann doch ein recht langatmiges Album. Anders dieses hier. Mit seiner langjährigen Freundin Shawn Colvin präsentiert er ein leicht knarziges, aber auch in Teilen einfach nur wunderschönes („You’re still gone“) Folk-Album. Einige Songs dürften noch aus der Trennungsphase von seiner Ex-Frau Allison Moorer stammen. Großartig sind aber die auf den ersten Blick nicht zueinander passenden Stimmen von Colvin und Earle. Und gerade wegen diesen ist das Album umwerfend, wenn auch mit nicht einmal 34 Minuten extrem kurz.

28. Julian Dawson – Living good
Lange hat es gedauert, bis sich Julian Dawson wieder ins Studio begeben hat. Herausgekommen sind nur 35 Minuten, bei denen fehlt aber nichts. Dawson in kargster Begleitung, natürlich mit seiner Harp und akustischen Gitarre, ansonsten vielleicht einmal ein Bass oder eine Klarinette, eine Lap Steel oder ein Keyboard. Alles ist recht ruhig, aber keine Sekunde langweilig. Julain Dawsons Lauf hält an. Weiter so!

29. Niedeckens BAP – Lebenslänglich
Niedecken scheint von Umbesetzungen beflügelt zu werden. Drohte BAP zuletzt im Nirvana zu versinken, gelingt der neu formierten Band ein Album, die einen nicht mehr geglaubten Neuanfang bilden kann. Natürlich ist der Sound deutlich anders als der der Major-Zeit, auch als der der 90er oder 00er Jahre. Der neue Einfluss lässt BAP im Americana/Roots-Bereich mit Weltmusik-Anleihen landen. Und endlich versteht man, warum Niedeckens letztes Solo-Album nicht funktionierte. Die Lieder passten nicht zum Stil der Platte. Hier ist das deutlich anders: Es passt alles zusammen. BAP – wellkumme zoröck!

30. No Sinner – Old habits die hard
Okay, ich muss zugeben, dass der Zweitling nicht ganz an das Debut herankommt. Das allerdings war beinahe über jeden Zweifel erhaben. Was bleibt ist ein immer noch sehr gutes Album mit einer gehörigen Portion Wumms und einer etwas zu aufdringlichen, lauten Produktion.

Sonstige, ebenfalls empfehlenswerte Alben:
Drive-by Truckers – American Band
Eines fällt sofort auf: Es fehlt eines der großartigen Bilder von Wes Freed, die eigentlich jedes Album schmückten (keine Angst, es befindet sich im Klappcover). Stattdessen weht die Flagge der USA auf Halbmast. Tatsächlich geht es auch thematisch um die USA, aber keineswegs derartig mit dem Holzhammer, wie die Umstellung des Covers vermuten lässt, dennoch nehmen die DBT deutlich Stellung zu der Entwicklung der USA. Musikalisch wirken sie weniger auf Melodien als vielmehr auf Stimmungen ausgerichtet zu sein, was keineswegs schlecht ist, aber mehr Zuhören erfordert. Rockig bleibt es freilich.

Ellis Hooks – Needle in a Haystack
Ende 2015 herausgekommen und somit nicht mehr in der 2015er Wertung gelandet.Was für ein Glück, dass es 2016 gibt: Soulig angehauchtes Rockalbum mit wirklich guten Songs. Hooks ist hervorragend aufgelegt und verzichtet auf allzu große Stimmakrobatik. Das heißt nicht, dass er schlecht sänge, nein, nur songdienlich. Dazu kommt, dass das Album einfach rund ist.

Hayes Carll – Lovers And Leavers
Völlig in sich gekehrt, reduziert, geradezu karg zeigt sich Carll hier. Alle Songs hat er mit teils durchaus namhaften Partnern aus der Amerciana/Singer-Songwriter-Scene verfasst. Kein einziger schlechter ist darunter. Gut, man muss zuhören. Ein Album für die Autobahn sieht anders aus. Hört man aber zu, packt es einen.

Scott Bricklin – Lost ‘til dawn
Unaufgeregt lehnt sich Bricklin in Richtung berühmter Vorbilder wie den Stones oder den Beatles, verknüpft das Ganze mit zeitgemäßem Americana. Natürlich ist das gefällig, aber nicht stumpf. Immer wieder gibt es die eine oder andere Idee, stets lässt Bricklin aufhorchen. Sehr schön

Black Stone Cherry – Kentucky
Als wollten sie beweisen, dass sie sich nicht immer weiter in Richtung Mainstream entwickeln, hauen die Vier auf dem aktuellen Album mal richtig einen raus. Es ist deutlich sperriger, als der Vorgänger, aber dennoch wirklich gut.


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 Betreff des Beitrags: Re: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 07.01.2017 21:24 
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Finde Deine Listen immer sehr gut, vielen Dank für die Inspirationen.

Was mich aber wundert, dass Du die neuen Scheiben von Wilco und von den Felice Brothers nicht erwähnst. Beide für mich extrem starke Alben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 07.01.2017 22:43 
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Danke, bei mir hat es funktioniert mit der Inspiration; die Beschreibung der Seasick Steve Scheibe hat mir gefallen, kurz reingehört, für gut befunden. Hatte seine Plakate in Hamburg gesehen, war aber leider nicht hingegangen


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 Betreff des Beitrags: Re: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 07.01.2017 23:16 
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Lohnt sich absolut. Ich habe ihn vor einigen Jahren gesehen. Da wurde auch einmal das Schlagzeug mit einem handelsüblichen Rechen ersetzt...


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 Betreff des Beitrags: Re: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 07.01.2017 23:23 
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Tramp69 hat geschrieben:
Finde Deine Listen immer sehr gut, vielen Dank für die Inspirationen.

Was mich aber wundert, dass Du die neuen Scheiben von Wilco und von den Felice Brothers nicht erwähnst. Beide für mich extrem starke Alben.


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Das Wilco-Album habe ich nicht (die Jungs haben mich irgendwie nie abgeholt). Das Neue von den Felice Brothers finde ich ganz nett, aber nicht listenwürdig. Zwar haben sie nun zu ihrem alten Stil zurückgefunden. Die Songs sind mir dann aber doch zu durchschnittlich. Da war mir tatsächlich das Experimentieralbum "Celebration Florida" fast lieber. Ihr selbstbetiteltes Werk aus 2008 haben sie leider nie mehr erreicht, wenngleich "Yonder is the Clock" und "Favorite Waitress" auch nicht schlecht waren. Den Weggang von Simone Felice haben sie jedenfalls nie wirklich verkraftet (und auch Simone ist ohne seine Brüder nicht derselbe).


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 Betreff des Beitrags: Re: Alben des Jahres 2016
BeitragVerfasst: 08.01.2017 19:03 
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hne Wertung in der Reihenfolge:

1) Haken – Affinity

2) BigBig Train: Folklore

3) Lucinda Williams: The Ghosts of Highway 20

4) Blue Rodeo: 1000 Arms

5) Bonnie Raitt: Dig in Deep

6) Van Morrison: Keep Me Singing

7) Van Morrison: ..It's Too Late to Stop Now...Volumes II,III,IV

08) Rolling Stones: Blue & Lonesome

9) Steve Wilson: 4 1/2

10) Marillion: F.E.A.R

11) Riverside: Eye of the Soundscape

12) Motorpsycho: Here Be Monsters

13) Airbag: Disconnected

14) Opeth: Sorceress

15) Gregory Porter: Take Me to the Alley

16) Santana: IV

17) Santana: IV-Live at the House of Blues

18) Pat Metheny: The Unity Sessions

19) Crippled Black Phoenix: Bronze

20) Drive-By Truckers - American Band

_________________
Es muss erst noch viel schlimmer kommen, bevor es wieder besser werden kann.
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