Es war ein traumhaft schöner Spätsommertag, vergangenen Samstag in München.
Traumverhältnisse für ein Stadionkonzert.
Auf den Spuren der Jugend galt es zu wandeln. "The Police" haben sich angesagt, das Jahr der "Reunions" ging weiter.
Gegen 15h waren wir vorort, um diesmal gleich am richtigen Eingang zu warten - der Eingang, der gleich zur mörderischen Treppe führt, die man bezwingen muss, um dann den Innenraum zu durchlaufen, um zur Bühne vor zu gelangen. Es warteten schon einige Fans, recht international, englische und italienische Diskussionen konnte man belauschen.
Und andere Springsteen-Fans hatten sich wohl auch verirrt, zumindest ein Bruce-Shirt hatte ich erblickt, um demjenigen auch "viel Spaß" am Konzert zu wünschen.
Gegen 17h dann der Einlass - und es ging äußerst relaxt, ohne viel Anstrengung, in den Pit und gleich noch in die erste Reihe, wo wir uns dann etwas rechts niederließen, um dann direkt unter Andy Summers zu stehen, wie sich herausstellen sollte. Aber vorerst galt es noch etwas Wartezeit zu überbrücken. Gespräche mit anderen Fans wurden geführt. Als dann auch mal der Name "Springsteen" fiel, dass der auch wieder ein neues Album herausbringt, da hatte ich doch auch gleich das ein oder andere Wort mitzureden...
Nun denn, gegen 19.15h fing dann die Vorband "Fictionplane" an. Der halbstündige Gig war mal eines, sehr laut. Stings Sohn der Frontmann und Bassist. Zusammenfassend würde ich sagen, die Band hat Potential, aber noch keine Richtung entwickelt. Etwas zu sehr eine Kopie des großen Sting ist er noch, der Sohnemann. Ähnlichkeiten vom Äußeren, von der Stimme und noch dazu ebenfalls am Bass. Naja, "little Police" fiel mir da ein. Aber war doch recht ansprechend, diese halbe Stunde.
Dann gings sehr zügig weiter, kurzer Umbau und gegen 20.10h betraten "the police" die Bühne, die für manche wohl die Welt bedeutet. Es krachte gleich anständig los, mit "message in a bottle". Und die Vorteile, so an vorderster Front zu stehen, bestanden dann wirklich darin, die drei genauestens beobachten zu können.
Sting, gutgelaunt an dem Abend, sehr ums Publikum bemüht, das mit Fortdauer des Konzertes dann auch immer mehr mitging.
Andy Summers, durchaus ein Gitarrist der Sonderklasse. Aber der keine Miene verzieht und man irgendwie den Eindruck bekam, dass er nicht so mit ganzem Herzen bei der Sache war. Aber das kann natürlich auch täuschen, nicht jeder Gitarrist macht große Posen.
Stewart Copeland - ein Meister am "Schlagstuhl" (Zitat Sting *g*). Nicht nur das herkömmliche Schlagwerk wurde bedient. Bei Songs wie z.B. "wrapped around your finger", da wurde ein zweites Schlagwerk hochgefahren, mit allerlei zusätzlichen Klangelementen, exotischen Trommeln und Herr Copland bediente diese Instrumente virtuos.
Im Ganzen war das Konzert durchaus ein Ohren- und Augenschmaus. Natürlich konnten wir so weit vorne nicht die Wirkung der gesamten Bühne betrachten.
Dafür hatte man die perfekte Stimmung im Pit und die Betrachtung der drei Künstler aus nächster Nähe.
Es war zusammenfassend ein sehr schöner Konzertabend. Manche Nummern kamen etwas lahm daher, manche Nummern waren einfach grandios.
"Next to you" - der letzte Kracher bei den Zugaben ließ dann ein tobendes Publikum zurück. Und ich konnte in Nostalgie schwelgen, Police doch nochmal live erlebt zu haben.
Sting als Rocker zu sehen, am Bass, der sichtliche Spuren eines bewegten Musiklebens zeigt, ein weiterer Traum hat sich mir nun erfüllt und es hat sich gelohnt.
Hier noch ein Bericht, mit dem ich so ziemlich konform gehen kann (Ausnahme: "matschig" hab ich den Sound nie erlebt):
Roxanne glänzt im Rotlicht
45 000 Fans wollten The Police im Münchner Olympiastadion auf ihrer Comeback-Tournee live erleben. Das britische Trio um den Sänger und Bassisten Sting warf die große Hit-Maschine an, überzeugte mit neuen Arrangements und einer so nicht erwarteten Spielfreude.
Da hilft kein Schönreden: The Police waren in den 80er Jahren zwar eine der weltweit erfolgreichsten Postpunk-Bands und definierten die Klangmöglichkeiten des Poptrios neu, doch selbst zu "Synchronicity"-Zeiten konnte man mit der Band live wegen der technischen Überfrachtung durchaus einen lauen Abend erleben. Gemischte Gefühle also vor dem Konzert im Münchner Olympiastadion, das mit 45 000 Besuchern, so die offizielle Zahl, eher sehr luftig gefüllt war. Das lag sicherlich weniger am Auftakt der Wiesn-Saison, als an Eintrittspreisen um die 100 Euro. Bereits kurz nach 20 Uhr wurde es mit Bob Marleys "Get Up, Stand Up" aus der Konserve laut, dann noch lauter mit "Message in a Bottle". Und das klang grausam. Die Musiker spielten aneinander vorbei, der Sound war matschig. Besserung schien selbst beim Klassiker "Walking on the moon" nicht in Sicht. Und das, obwohl man auf das Münchner Konzert größte Hoffnungen hatte setzen können. Schließlich hatten die Drei vor 30 Jahren in der bayerischen Hauptstadt zusammen an den Aufnahmen zu "Flashback", einem poporientierten Album des Komponisten Eberhard Schoener, mitgewirkt - noch vor Produktion des ersten eigenen Albums "Outlandos d"Amour". Schoener saß auf der Ehrentribüne und erlebte, wie von Geisterhand die Hitmaschine mit "Voices Inside My Head" plötzlich richtig in Schwung kam, und der Tontechniker aus dem Halbschlaf erwachte. Erfrischend funky klang das plötzlich, und mit "When The World Is Running Down" wurde nachgelegt. Sting gab einen pulsierenden Bebop-Bass und dem sich zur solistischen Hochform aufschwingenden Gitarristenkollegen Andy Summers ein Küsschen auf die Backe. Die Herren hatten sicht- und hörbar Lust und kamen in Schwung. Genauso wichtig: Viele Stücke wurden nicht im Originalgewand gespielt. Bisweilen musste man schon zwei Mal hinhören, um zu wissen, dass nun "Don"t Stand So Close to Me" oder "Driven To Tears" an der Reihe waren. Summers, durchaus dem musikalischen Experiment in Frippscher Manier zugeneigt, stellte sich zwar mit eher konventioneller Gitarrenarbeit in den Dienst der Gruppe, aber das klang gut. Richtig gut. Jazzige Harmonien, singende Soli, swingende Momente, von hinten dazu jede Menge filigraner Drive und perkussive Kreativität von Drummer Stewart Copeland und natürlich Sting. Als Bassist ist er in den 21 Jahren der Police-Abstinenz hörbar gewachsen, für seine vokalistische Kraft gilt das sowieso. Die bisweilen nervige Intensität von Stings Stimme wurde in diesem Rock-Kontext zum I-Tüpfelchen. Kollektives Erlebnis Starke Momente gab es dann reichlich: "Wrapped Around Your Finger" entwickelte sich vom Bossanova zum Gänsehaut-Rocksong, das grenzwertige "De Do Do Do, De Da Da Da" wurde zum ersten echten Mitsingstück und "Walking In Your Footsteps" durch den Funk- und Boogie-Häcksler gedrückt. Bei "Roxanne" verfärbte sich die Bühne komplett rot, und auf den Rängen im Stadion stand alles. Nun war es doch noch ein kollektives Open-Air-Erlebnis an einem traumhaften Spätsommerabend geworden, und The Police setzten nach anderthalb Stunden noch einen Zugabenblock mit vier Songs drauf. "King of Pain" inszenierten sie mit Xylophon-Klängen und hingehauchten Flageoletts der Gitarre, "So lonely" kickten sie jugendlich ungestüm aus den Boxen, und auch der unvermeidliche Megahit "Every Breath You Take" durfte nicht fehlen, sollte aber nicht für den Nachhall sorgen. "Next To You" kam im brachialen Rock n Roll-Format als Schlusspunkt. Ein punkiger Fußtritt musste noch sein. Am Ende war es doch keine peinliche Retro-Show. Die 80er wurden im zeitgemäßen Look auf die Bühne gebracht. Ihre Maß hatten sich die Musiker redlich verdient.
UDO EBERL
http://www.hz-online.de/index.php?mode= ... c6836a6d08
Setlist:
Message in a Bottle
Synchronicity II
Walking On The Moon
Voices Inside My Head
When The World Is Running Down
Don't Stand So Close To Me
Driven To Tears
Truth Hits Everybody
Hole In My Life
Every Little Thing She Does Is Magic
Wrapped Around Your Finger
De Do Do Do De Da Da Da
Invisible Sun
Walking In Your Footsteps
Can't Stand Losing You
Roxanne
King Of Pain
So Lonely
Every Breath You Take
Next To You
Fotos: