BesterMannaufmPlatz hat geschrieben:
Ich halte es aus Bruce Sicht für ein Ding der Unmöglichkeit, unsere hohe Erwartungshaltung hier im schönen warmen Wohnzimmer zu erfüllen. Wir sind hier übersättigt von Setlistwatching, Periscope, Nugsnet usw. und maßen uns an irgendwelche Konzerte zu beurteilen, die 10.000 Kilometer entfernt stattfinden. In diesen Momenten ist Bruce niemand anderem verpflichtet, als denjenigen 30.000, die gerade im Stadion sind. Und nicht uns hier, die wir minütlich auf irgendwelche Überraschungen, Sensationen oder Perlen warten. Und dann regen wir uns hier über ein langweiliges "Hungry heart" auf, während drüben 30.000 die erste Strophe singen und ne Riesen-Party feiern.
Dadurch, dass wir heutzutage überall und jederzeit dabei sein können haben sich die Relationen komplett verschoben. "Hungry heart" live kannten wir vor 15 Jahren doch nur von der Live-Box und haben gebetet, irgendwann nochmal mit dabei sein zu dürfen. Was hätten wir die Australier beneidet...
Und wer meint, Bruce schaltet nur noch auf Autopilot, der kann ja mal versuchen, die nächste Setlist zu prognostizieren. Ich wette, dass nur der Opener (NYCS) und die letzen 5 im Zugabenteil, sowie ein paar Anker mittendrin wie zum Beispiel "Becouse the Night" richtig sein werden.
Bruce weiß genau, was er tut, er hat 30 Jahre Erfahrung darin, ein Stadion 3 Stunden in seinen Bann zu ziehen. Da gehört einfach auch die Routine im Zugabenteil dazu, um den Spannungsbogen stabil hoch zu halten. Das ist sein Job, den erledigt er höchst professionell. Und wer schaltet in seinem Job nicht auch mal auf Autopilot?
WIrd Dich jetzt vielleicht überraschen, aber auch ich stimme Dir hier voll und ganz zu. Mir ging es allerdings weniger darum, Bruce oder die Shows an sich zu kritisieren, sondern vielmehr darum, dass für mich persönlich der Reiz einer Bruce-Show momentan ein wenig verflogen ist. Das war übrigens auch schon vor der 2016er-River-Tour der Fall, weshalb ich auch nur zwei Shows besucht habe. Und dass der Reiz teils verflogen ist, liegt eben u.a. an dem statischen zweiten Teil der Setlists, wenngleich ich die von Dir genannten Gründe dafür vollends nachvollziehen kann. Der andere Grund wurde von Dir selbst genannt: Dadurch, dass wir heute die Möglichkeit haben, Setlists live zu verfolgen (Periscope nutze ich nicht) und nach jeder Show Dutzende Videos auf YT dazu sehen können, geht der Überraschungseffekt und damit der Reiz verloren. Das kann man also nicht Bruce anlasten, sondern nur ich mir selbst, weil es mir an der nötigen Disziplin mangelt
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Bei der Wrecking Ball-Tour war ich übrigens nach den von mir besuchten Konzerten in Köln und Berlin auch schon mal "ausgebruced" und habe mich dann gezwungen, die Setlists nicht weiter zu verfolgen, um das anstehende Konzert in Florenz besser genießen zu können. Das hat tatsächlich geholfen. Ich war in Florenz nicht nur von dem sintflutartigen Regen überrascht, sondern von dem ganzen Konzert
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