moinmoin,
auch wenn mich einige hassen werden aufgrund meines -natürlich subjektiven- Berichts, aber ich kann nicht anders.
Ich war in Berlin, beide Mailand, beide Paris, und nun Göteborg #3. Ich war schon vorher bei vier Göteborg und sechs Stockholm Shows. Und ich behaupte, alle diese Shows waren besser, als Göteborg #3. Göteborg #3 scheiterte an seinem eigenen Mythos. Denn diese Show kam mir uninspiriert vor und war ohne jegliche Überraschung. Ich empfand sie so ähnlich wie Paris 2013 im Stade de France. "Schnell" durch und ab nach hause. Dass ich einmal über eine 3½-Stunden-Show, in der Meet me in the City, Stolen Car, Independence Day, Drive All Night, Fade Away, Point Blank, Sherry Darling, Jackson Cage UND The Price You Pay etc. gespielt wurden, lästern könnte, hätte ich vor ein paar Jahren für unmöglich gehalten. Ich hatte vor der Show gedacht, daß es womöglich die letzte ESB-Show sein könnte, die ich sehen würde, und hatte mir vorgenommen, bei jedem Song so mitzugehen, als würde ich ihn zum ersten Mal hören. Ich hab das auch getan, und hatte dabei jede Menge Spass (besonders die erst in Mailand und Paris endlich einmal live gehörten Stolen Car und The Price You Pay). Dass ich am Ende doch etwas enttäuscht war, ist einfach auf die hohe Qualität der vorherigen Schweden-Shows zurückzuführen.
Vor dem Konzert hatte ich Befürchtungen, er könnte eine Full-Album-Show spielen. Und was danach kam, war deshalb ermüdend, da Bruce an seinen seit 10 Jahren selbst gesetzten Standards scheiterte. Damit meine ich die Unvorhersehbarkeit der Setlisten, die Spontanität, die hier verloren gegangen ist. Song für Song konnte man vorhersehen nach dem River-Set. Mitten im Set kam es mir so vor, als würde Bruce gern einen Request spielen, und hat dann gemerkt, ach nee, geht ja grad nicht... Überhaupt hatte er Konzentrationsschwierigkeiten, hatte bei Ramrod auch seinen Einsatz verpasst, Steve hat sich halb totgelacht deshalb (ich fand es ja auch lustig, zugegeben) - aber er wirkte auch an anderen Stellen nicht auf den Punkt (was ich ihm natürlich nicht übel nehme, es sei nur als Randnotiz vermerkt). Nach dem River-Set dachte ich, es kann noch gut enden, wenn er noch 2, 3 Requests spielt. Nichts da. Vor dem Konzert sprach ich mit einer Schwedin, es war ihr erstes Konzert, auch im Pit. Sie fand es selbstverständlich gut, was mir genauso gegangen wäre ohne Vergleichsmöglichkeiten.
Selbstverständlich gilt: durch seine selbst geschaffene Spontanität in den Setlisten wurde ich erst zu einem Multi-Show-Besucher, und wurde immer mal wieder mit absoluten Highlight-Shows herausgerissen. Gäbe es da nicht Mailand #2 dieses Jahr (#1 war auch schon super, aber Mailand #2 definitiv mein Highlight dieses Jahr) oder ein Iceman in Paris #2 (insgesamt Paris #1 aber auch besser) würde ich bezweifeln, ob ich es auch noch in Zukunft wäre.
Noch ein Wort zur Stimmung: Diese ist natürlich auch immer rein zufällig und nicht als ganzes zu begreifen. Neben mir im Pit war auch jemand, der andere zum Schweigen aufforderte bei ruhigen Nummern (war ich auch schon oft genug getan habe). Andere gehen dann während Stolen Car zum Bier holen etc... So ist das eben. Insgesamt war die Stimmung aber super, schon vor dem Konzert (hab ich mir von der Schwedin erklären lassen), ging es vom Pit zur Tribüne in Sprechchören ordentlich zur Sache, "Seid ihr bereit?" - "Ja, wir sind bereit!" Und wenn die Antwort okay war, wurde von der fragenden Seite Beifall geklatscht. Auch von Tribüne zu Tribüne, LaOla schwappte mehrfach vor Beginn durchs Stadion, die super Choreographie zu Beginn - also da kann man wirklich nicht von mieser Stimmung sprechen.
Noch was zu Full River im Stadion: Gewiss, ich kann nur Paris und Göteborg vergleichen. Aber diese River-Show im Stadion hat meinen Eindruck nach nicht so funktioniert, wie in Paris in der Halle. Bei den ruhigen Liedern war deutlich mehr Unruhe im Pit als das in Paris der Fall war. (Hier auch wieder nur subjektive Eindrücke möglich).
Ein Wort zum Sound (dies war bei dieser Tour neben den ab der zweiten Konzerthälfte mehr oder weniger immer gleichen Songs auch ein Trend in die falsche Richtung): Ich sah etliche, die mit schmerzverzerrtem Gesicht und Kopfschütteln den Pit in den Zugaben verließen, da es einfach unerträglich laut war. Dies waren auch nicht nur Leute ohne Ohrenschutz, sondern ich sah auch etliche, die ihren vorhanden Ohrschutz wohl nicht als ausreichend betrachteten, und versuchten selbigen noch tiefer hineinzudrehen. Auch hier wäre weniger Lautstärke doch oft mehr. Mir ist ohnehin vollkommen unklar, wie man eine Show vorne genießen kann ohne irgendeinen Ohrenschutz zu tragen (und das scheint die überwiegende Mehrheit zu sein). Geht eigentlich nur mit schon geschädigten Gehörgängen...
Kann man in einer Show Spass haben und trotzdem enttäuscht sein? Man kann. Ich kann. Ich weiß, ich bin Opfer der Setlisten-Variabilität der vergangen Jahre, die Bruce selbst gesetzt hat. Ich schäme mich aber nicht, und behaupte bloß, jeder, der diese Show in den Himmel lobt, war nicht bei anderen Schweden-Shows oder überhaupt im Gesamtpaket besseren Shows dabei...
So, ich habe fertig.
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