Von der Special Edition erwarte ich mir, dass auch ein bisschen Handlung hinzukommt. Der Film in der Kinofassung ist eine Anreihung von (zugegebenermaßen fantastischen) Spezialeffekten. Handlung oder gar gute Dialoge sind jedoch Fehlanzeige (was wenig verwunderlich bei einem Splatter-Spezialisten wie Peter Jackson). Viel zu viel Pathos... Aragorns Wandlung vom einsamen Waldläufer zum König geschieht in zwei, drei schwachen Sätzen, Tolkien hat uns dafür etwa 500 Seiten gegeben, nur für diese Wandlung. Ganz egal, was manche über die Masse an Handlung der Buchvorlage sagen, in insgesamt mehr als 9 Stunden Film sollte das besser rüberkommen, besonders weil Jackson sich ja ohnehin auf den Krieg konzentriert hat und von allen anderen Handlungen nur das allernötigste erzählt.
Und die ganzen freud'schen Anspielungen, die keiner gemerkt hat...
"Mein Schwert ist ja noch nicht mal richtig scharf"... "Wenn ich weg bin, musst Du Deine innere Zerrissenheit überwinden, Sam"... und Pippin und Merry kamen mir vor wie ein schwules Pärchen (besonders bei ihrer Trennung). Die gute Maske rettet so einiges in dem Film, die schauspielerischen Defizite von einigen Darstellern fallen so zumindest nicht so vordergründig auf.
Witzig auch: alle "harten Kämpfer" haben 3-Tage-Bart, alle Könige vollen Bartwuchs. Am Anfang hat Aragorn noch seinen 3-Tage-Bart am Ende dann Vollbart... wie gesagt Maske, Spezialeffekte, die Optik im Allgemeinen ist überwältigend.
Bezeichnet ist aber auch, dass der Charakter, der am überzeugensten rüberkam, im Computer geschaffen wurde... Frodo zumindest hat es auch im 3. Film nicht geschafft, einen 2. Gesichtsausdruck hinzubekommen.
Besser ist dagegen im 3. Film gelungen, die Weiten darzustellen. Im 1. Film schien der Marsch von Hobbingen bis Moria wie ein kurzer Tagesmarsch. Die Dimensionen von Mordor, Gondor und Rohan kommen sehr deutlich rüber, das Leuchtfeuer war fantastisch gemacht (aber wieder war das nur optisches). Auch die eigentliche Leere des Landes und die Atmosphäre einer allesentscheidenden Schlacht ist durchaus da, fatal aber dass - wie zu hören war - gedreht wurde, dass Saurons Heerführer mit zwei Mänteln "beweist", dass Frodo und Sam tot sind. Dieses aber herausgeschnitten wurde. Das nimmt die Atmosphäre der Sinnlosigkeit des letzten Kampfes und eine Menge der Dramatik, wenn sich herausstellt, dass Frodo und Sam doch noch leben.
Fazit: bei der Länge von insgesamt mehr als 9 Stunden, dem extrem hohen Budget und der zudem so detailliert ausgearbeiteten Vorlage hätte man auch hier eigentlich wieder mehr erwarten können. In Sachen Spezialeffekte und realistischer Darstellung von an sich unrealistischen Szenen setzt der Film Maßstäbe, die wohl auf Jahrzehnte nicht übertreffen werden können.